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Das Projekt „Digitale und datenbezogene Kompetenzen in Deutschland“

Empirische DatenForschungsmethodenPreviewQuantitative Daten Repräsentativ

Autoren: PD Dr. Cornelia Schoor (Projektkoordinatorin und wissenschaftliche Mitarbeiterin) | Dr. Markus D. Feuchter (wissenschaftlicher Mitarbeiter) | Prof. Dr. Cordula Artelt (Projektleiterin) | Dr. Jutta von Maurice (Projektleiterin) | Prof. Dr. Ilka Wolter (Projektleiterin)
Beitrag erschienen am: 20.09.2024

Im Rahmen des Projekts „Digitale und datenbezogene Kompetenzen in Deutschland“ werden am Leibniz-Institut für Bildungsverläufe (LIfBi) Kompetenzen der bundesdeutschen Bevölkerung in repräsentativen Stichproben in den Blick genommen. Das Projekt verbindet ein Monitoring der Altersgruppe 10 bis 69 Jahre mit einem im frühen Jugendalter gestarteten Längsschnitt.

Der kompetente Umgang mit Daten und digitalen Informationen sowie ein proaktives Verständnis der Potenziale, aber auch der Gefahren ihrer Nutzung sind in unserer digital geprägten Welt wichtige Schlüsselkompetenzen und grundlegende Bausteine der digitalen Transformation unserer Gesellschaft. Digitale und datenbezogene Kompetenzen sind u. a. Voraussetzung für die Entfaltung eigener Handlungsspielräume, für bürgerschaftliches Engagement und den mündigen Umgang mit eigenen und fremden Daten. Zugleich stellen Daten eine zentrale Ressource der Wertschöpfung dar, die – um für individuelle und unternehmerische Zwecke genutzt werden zu können – Datenkompetenzen bei den mit diesen Daten umgehenden Personen voraussetzen. Unter dem Begriff „Data Literacy“ werden entsprechend Fähigkeit eines Menschen verstanden, mit digitalen Daten und Informationen sachgerecht umzugehen. Hierzu zählt, einschätzen zu können, wann Daten hilfreich sein können, wie und wo sie gesammelt werden und welche Risiken beispielsweise für den Datenschutz oder durch Filterung von Informationen entstehen können. Des Weiteren umfasst „Data Literacy“ ein Grundverständnis von Datenaufbereitung und -analyse sowie das Verständnis von Grafiken und Abbildungen. Außerdem müssen Personen in der Lage sein, Daten zu interpretieren, um mündig an unserer Gesellschaft teilhaben und eigene Handlungsspielräume optimal zu entfalten zu können.

Das Projekt „Digitale und datenbezogene Kompetenzen in Deutschland“ wird von August 2021 bis Juli 2026 vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert und aus Mitteln der Europäischen Union - Next GenerationEU finanziert. Es wird am LIfBi geleitet von Prof. Dr. Cordula Artelt, Prof. Dr. Ilka Wolter und Dr. Jutta von Maurice; die Projektkoordination hat PD Dr. Cornelia Schoor inne. Mit den Datenerhebungen wurde das infas Institut für angewandte Sozialwissenschaft beauftragt.

Was ist „Data Literacy“

Ziel der entwickelten Rahmenkonzeption ist es, digitale und datenbezogene Kompetenzen zu erfassen, die für den Alltag und die Teilhabe an der Gesellschaft nötig sind. Spezial- oder Expertenwissen ist nicht Teil der Rahmenkonzeption. Die Rahmenkonzeption orientiert sich am Lebenszyklus von Daten und enthält vier zentrale Bereiche (Datenentstehung, Datenverarbeitung und -analyse, Datenvisualisierung und -verarbeitung, Dateninterpretation und -kommunikation) mit insgesamt zehn Teilbereichen. Diese Bereiche und Teilbereiche werden auch von den neu entwickelten Testverfahren abgedeckt.

Aufbau des Projekts “Digitale und datenbezogene Kompetenzen in Deutschland“

Das Projekt verfolgt zwei übergeordnete Designaspekte ():

  1. Repräsentatives Langzeitmonitoring der deutschen Bevölkerung. Um herauszufinden, wie kompetent und sicher die deutsche Bevölkerung im täglichen Umgang mit Daten ist, werden bevölkerungsrepräsentative Daten benötigt. Konkret heißt das, dass Personen von 10 bis 69 Jahren, verteilt über ganz Deutschland, an der Data-Literacy-Studie teilnehmen. Auf Basis einer von Herbst 2023 bis Herbst 2024 laufenden Erhebung sollen die Ergebnisse von etwa 6.000 Personen ausgewertet werden. Durch wiederkehrende Querschnittsstudien können die Veränderungen der Kenntnisstände in der Bevölkerung gemessen werden.
  2. Individuelle Längsschnittbegleitung im frühen Jugendalter. Die individuelle Entwicklung der Datenkompetenz insbesondere bei Heranwachsenden im frühen Jugendalter erfährt eine gesonderte Betrachtung. Eine ergänzende Untersuchungsgruppe von Kindern im Alter zwischen 11 und 12 Jahren soll hierfür über mehrere Jahre begleitet und wiederholt getestet werden. Im Rahmen des Projekts sind zwei Wellen der Datenerhebung geplant. Die erste, im Herbst 2023 gestartete und bereits im Frühjahr 2024 beendete Datenerhebung wurde mit etwa 4.300 Teilnehmen bereits abgeschlossen. Eine erneute Befragung derselben Personen wird im Herbst 2025 starten.

Umsetzung der Studie

Was bedeutet nun die Teilnahme an der Data-Literacy-Studie für die Befragten? Zur Datenerhebung kommen geschulte Interviewerinnen und Interviewer zu den Befragten nach Hause. Im Privathaushalt der Zielpersonen erfolgen Tests und Befragungen mit einem Gesamtumfang von ca. 90 Minuten. Bei Teilnehmenden unter 16 Jahren werden ergänzend auch deren Eltern befragt. Die Umsetzung der Studie erfolgt dabei komplett digital mittels Erhebungsgeräten wie Laptops und Tablets.

Neben “Data Literacy“ werden auch das schlussfolgernde Denken (in der Monitoringgruppe) oder digitale Kompetenzen (in der Längsschnittgruppe) geprüft. Bei ersterem sollen logische Regeln in der Anordnung von Bildern erkannt werden, bei letzterem geht es beispielsweise um die Informationssuche im Internet. Außerdem erfolgen schriftliche und mündliche Befragungen. Hierbei geht es unter anderem um psychologische Aspekte: für wie datenkompetent halten sich die Studienteilnehmenden selbst? Wie wichtig ist ihnen der kompetente Umgang mit Daten? Wie lernbereit sind sie? Aber auch: wie häufig nutzen sie digitale Medien im Alltag und inwiefern wird Digitales in der Schule behandelt? Für jüngere Teilnehmende liefern die Erziehungsberechtigten ergänzende Hintergrundinformationen, beispielsweise zum schulischen Hintergrund der befragten Kinder oder zum eigenen Beruf. Aufgrund der computergestützten Datenerfassung werden auch technische Daten zur Aufgabenbearbeitung, beispielsweise individuelle Bearbeitungszeiten, einer wissenschaftlichen Betrachtung zugänglich.

Um eine hohe Datenqualität sicherzustellen, erfolgen vielfältige Qualitätssicherungsmaßnahmen. So erhalten die Interviewenden umfangreiche Schulungen im Vorfeld ihres Feldeinsatzes. Zudem werden einzelne Befragungen stichprobenhaft aufgezeichnet, um die Durchführung der Tests und Interviews auch fortwährend verbessern und Schwierigkeiten im Befragungsablauf begegnen zu können.

Wissenswertes zur Umsetzung der Studie inklusive eines Erklärvideos für Teilnehmende finden Sie auf der Projektseite für Studienteilnehmende.

Ausblick

Nach Abschluss der Datenerhebungen werden die Daten aufbereitet, dokumentiert, angereichert und ausgewertet. Der Wissenschaftsgemeinschaft werden die Daten kostenfrei als Scientific Use File über das Forschungsdatenzentrum des LIfBi zur Verfügung stehen. Ein erster Bericht über die Ergebnisse aus dem Monitoring ist für das Jahr 2025 geplant.

Schematische Darstellung für Monitoringgruppe und Längsschnittgruppe